Der Doppelsternhaufen h + χ Persei (NGC 869 und NGC 884)



NGC_868_884
Ort: Schwedt/Oder; Datum: 15.09.2025; Uhrzeit: 22:28 - 22:38 Uhr
Teleskop: Seestar S50; 36 Bilder je 10 s = 6 m in 4K-Qualität unter Verwendung der Anti-Tau-Funktion.
Gestapelt mit der Seestar APP, erste Bearbeitung mit der Seestar App (AI Denoised und allgemeine Anpassungen), zweite Bearbeitung mit der Fotos APP auf dem iPad (allgemeine Anpassungen).

Die beiden offenen Sternhaufen NGC 869 (obere Hälfte rechts im Bild) und NGC 884 (untere Hälfte links im Bild) im Sternbild Perseus sind als Doppelsternhaufen h und χ Persei bekannt. Zusammen bilden sie eines der eindrucksvollsten Objekte des Nordhimmels und sind bereits mit dem bloßen Auge als schwacher, nebliger Fleck zwischen Perseus und Kassiopeia sichtbar.

























Allgemeine Daten

  • Katalognummern: NGC 869 (h Persei) & NGC 884 (χ Persei)
  • Typ: Offene Sternhaufen (Doppelsternhaufen)
  • Trumpler-Typ: NGC 869 Typ I3r; NGC 884 Typ I3r
  • Sternbild: Perseus
  • Rektaszension (J2000): NGC 869: 02h 19m 00s; NGC 884: 02h 22m 00s
  • Deklination (J2000): NGC 869: +57° 09′; NGC 884: +57° 07′
  • Entfernung: ca. 7.000 Lichtjahre
  • Alter: NGC 869: ca. 5,6 Millionen Jahre; NGC 884: ca. 3,2 Millionen Jahre
  • Durchmesser: jeweils ca. 30 Lichtjahre (am Himmel ~ 30 Bogenminuten, also etwa der Monddurchmesser)
  • Anzahl der Sterne: NGC 869: über 200; NGC 884: ca. 175
  • Spektraltypen: vor allem heiße, blaue Sterne vom Typ B0 und jünger
  • Radialgeschwindigkeit (Blauverschiebung): NGC 869: ca. –22 km/s; NGC 884: ca. –21 km/s (bewegen sich auf die Erde zu)

Erscheinungsbild
Im Teleskop oder Fernglas wirken die beiden Haufen wie zwei funkelnde „Sterninseln“ im reichen Sternfeld der Milchstraße.
  • NGC 869 (h Persei) erscheint kompakter und dichter gefüllt, mit vielen bläulich-weißen Sternen.
  • NGC 884 (χ Persei) ist lockerer aufgebaut, aber nicht weniger prachtvoll. Er enthält ebenfalls zahlreiche blaue Sterne, dazu einige rötlich leuchtende Riesen, die farbige Kontraste setzen.
  • Jedes der beiden Sternsysteme hat rund 0,5° scheinbaren Durchmesser – fast so groß wie der Vollmond.
Im Weitwinkelokular wirken sie zusammen wie ein kosmisches Juwelenpaar – ein beliebtes Ziel auch für Einsteiger in die Himmelsbeobachtung.

Astrophysikalische Bedeutung
  • Beide Haufen gehören zur Perseus OB1-Assoziation, einer Region mit intensiver Sternentstehung.
  • Sie sind sehr jung – nur wenige Millionen Jahre alt. Zum Vergleich: Die Plejaden sind mit 75–150 Millionen Jahren deutlich älter.
  • Ihre hellsten Sterne sind heiße, massereiche B-Sterne, die nur kurze Lebensspannen haben und deshalb Hinweise auf das Alter des Haufens liefern.
  • Die beiden Haufen sind nur wenige Hundert Lichtjahre voneinander entfernt und möglicherweise gemeinsam aus einer großen Gas- und Staubwolke entstanden.

Historisches
  • Schon in der Antike war der Doppelsternhaufen bekannt – vermutlich bereits von Hipparchos (um 130 v. Chr.) erwähnt.
  • Johann Bayer bezeichnete den Doppelhaufen insgesamt als χ Persei; die Bezeichnung h Persei und damit Trennung in zwei Haufen entstand später, wobei es lange Verwirrung um die Namen gab.
  • Charles Messier nahm den Doppelhaufen erstaunlicherweise nicht in seinen Katalog auf, obwohl er leicht sichtbar ist.
  • Heute zählen h + χ Persei zu den beliebtesten Objekten für Himmelsbeobachter weltweit.

Beobachtung
  • Mit bloßem Auge: erscheint der Doppelhaufen als matter Nebelfleck zwischen Perseus und Kassiopeia.
  • Mit Fernglas (7x50 oder 10x50): beide Haufen sind klar getrennt erkennbar, mit Dutzenden Sternen sichtbar.
  • Mit Teleskop und Weitwinkelokular: ein spektakulärer Anblick – hunderte bläuliche Sterne, teils mit roten Kontrasten.
  • Dank ihrer nördlichen Lage sind h + χ Persei für Beobachter der Nordhalbkugel ganzjährig sichtbar, am besten jedoch in den Herbst- und Wintermonaten.

Fazit
Die Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 sind Paradebeispiele für junge Sternhaufen in unserer Milchstraße. Sie zeigen nicht nur die Schönheit frisch entstandener Sterne, sondern geben auch Einblicke in die Prozesse der Sternentstehung. Schon mit einfachem Fernglas sind sie ein lohnendes Ziel – und im Teleskop gehören sie zu den eindrucksvollsten Objekten des nördlichen Sternhimmels.