IC 5146 - Der Kokon-Nebel


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Ort: Schwedt/Oder, Zeit: ca. 21:15 Uhr bis 23:35 Uhr

Seestar S50, 280 Aufnahmen je 10 s (45 min), AZ-Modus, Tauschutzfunktion
Aufnahme vom live Stacking; mit Seestar App AI denoised, dann mit Apple Fotos App manipuliert und auf den Kokon-Nebel zurechtgeschnitten, bild etwas verkleinert.

Der Kokon-Nebel (IC 5146) ist ein faszinierender, etwa 3.200 Lichtjahre entfernter Nebel im Schwan. Er kombiniert Emissions-, Reflexions- und Dunkelnebel und ist eng mit Sternentstehung verknüpft. Im Zentrum steht ein junger, heißer Stern, dessen Strahlung das Gas zum Leuchten bringt. IC 5146 ist über den Dunkelnebel Barnard 168 eindrucksvoll mit der Milchstraßenkulisse verbunden und zählt zu den besonders fotogenen Sternentstehungsgebieten des Nordhimmels.
Der vergrößerte Ausschnitt im rechten Bild zeigt, als ob der zentrale heiße Stern in einer Blase steckt, ähnlich wie im Blasen-Nebel NGC 7635. Allerdings ist nicht bekannt, dass der Kokon-Nebel eine Blase enthält. Auch auf anderen Bildern ist das nicht nachvollziehbar. Handelt es sich hier um eine optische Täuschung?

Allgemeine Informationen
  • Bezeichnungen: IC 5146, Sh 2-125, Caldwell 19, LBN 424, „Kokon-Nebel“ (Cocoon Nebula).
  • Objekttyp: Kombination aus Emissionsnebel, Reflexionsnebel und Dunkelnebel.
  • Sternbild: Schwan (Cygnus).
  • Koordinaten (J2000.0):
  • Rektaszension: ~ 21h 53m
  • Deklination: +47° 16′
  • Entfernung: ca. 3.200 Lichtjahre (etwa 980 Parsec).
  • Ausdehnung am Himmel: rund 12 Bogenminuten (entspricht etwa 10–15 Lichtjahren in realer Größe).
  • Helligkeit: ca. 7,2 mag (Gesamthelligkeit, visuell recht schwierig).

Physikalische Eigenschaften
  • Emissionsanteil:
    • Rotes Leuchten durch ionisierten Wasserstoff (H-Alpha-Linien).
    • Die Ionisation wird hauptsächlich durch den zentralen heißen Stern angetrieben.
  • Reflexionsanteil:
    • Bläuliche Regionen entstehen durch Streuung des Sternenlichts an Staubpartikeln.
  • Dunkelnebel:
    • IC 5146 liegt am Ende einer langen Dunkelwolke (Barnard 168), die wie ein dunkler Schlauch ins Nebelzentrum hineinführt.
    • Diese Dunkelwolke verdeckt das Sternenlicht dahinter und verstärkt den Kontrast.

Sternentstehung
  • Im Zentrum befindet sich der junge Stern BD+46° 3474, ein heißer B0V-Stern, der erst wenige hunderttausend Jahre alt ist.
  • Der Nebel ist eine Sternentstehungsregion: Infrarotbeobachtungen (z. B. mit Spitzer und Herschel) zeigen viele Protosterne und dichte Staubknoten.
  • Die Strahlung des jungen Zentralsterns bläst Gas und Staub auseinander, während sich an den Rändern des Nebels neue Sterne bilden.

Beobachtung
  • Visuell:
    • Schon mit kleineren Teleskopen sichtbar, aber kontrastarm.
    • Am besten bei dunklem Himmel; Nebelfilter (H-Alpha oder UHC) steigern den Kontrast.
    • In der Nähe von Deneb (α Cygni) zu finden, durch Aufsuchen von Sternketten in der Region.
  • Astrofotografie:
    • Sehr beliebtes Objekt für Astrofotografen.
    • Schöne Farbkombination aus roten H-Alpha-Gebieten, blauen Reflexionszonen und dunklen Staubwolken.
    • Besonders eindrucksvoll, wenn man den Dunkelnebel Barnard 168 im Bildfeld mit einbezieht, der wie eine dunkle „Straße“ zum Nebel führt.

Forschungsgeschichte
  • Entdeckung: Um 1890 von Edward Emerson Barnard oder zeitnah von Astronomen, die den Index Catalogue (IC) ergänzten.
  • Katalogzuordnung:
    • IC-Katalog (zweiter Teil, 1908).
    • Später auch in Sharpless (Sh 2-125) aufgenommen.
  • Moderne Forschung:
    • Mit Radioteleskopen und Infrarot-Observatorien intensiv untersucht.
    • Dient als Beispielregion für die frühe Phase der Sternentstehung.